Einsatz für die Gesellschaft

Experten diskutierten auf Einladung der Jungen Union über die Zukunft von Wehr- und Zivildienst

Die Wehrpflicht abschaffen oder einen Pflichtdienst für Männer und Frauen einrichten? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Junge Union (JU) im Kreis Coesfeld. Noch ist die JU auf der Suche nach einer Position. Bei der Meinungsfindung helfen sollte eine Podiumsdiskussion mit Vertretern von Politik, Wirtschaft, Bundeswehr und Sozialdienst. MdB Karl Schiewerling, Dr. Michael Oelck (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Kreises Coesfeld), Hauptmann Thorsten Klöss (Jugendoffizier für das Münsterland) und Gabi Lücke-Weiß (Koordinatorin für Zivildienst der Kinderheilstätte Nordkirchen) stellten sich den Fragen der rund 25 Besucher.
Unter der Moderation von Michael Vogt (Mitte) diskutierten über Vor- und Nachteile der Wehrpflicht (v.l.) Hauptmann Thorsten Klöss, Gabi Lücke-Weiß, Dr. Michael Oelck und MdB Karl Schiewerling.Unter der Moderation von Michael Vogt (Mitte) diskutierten über Vor- und Nachteile der Wehrpflicht (v.l.) Hauptmann Thorsten Klöss, Gabi Lücke-Weiß, Dr. Michael Oelck und MdB Karl Schiewerling.
Dabei sprachen sich die Diskussionsteilnehmer gegen die Abschaffung der Wehrpflicht aus. „Wehr- und Ersatzdienst sind eine Möglichkeit sich aktiv für die Gesellschaft einzusetzen“, sagte Oelck. Für den Arbeitsmarkt sei der Wehr- oder Zivildienst förderlich, da in der Dienstzeit viele Schlüsselkompetenzen vermittelt würden. Es müsse allerdings deutlich gemacht werden, warum nicht alle jungen Leute zum Dienst gezogen werden.

Die Abschaffung des Zivildienstes sei „ein großer Verlust“, betonte Lücke-Weiß. „Es muss dann eine Alternative geben. Die Zivildienstleistenden sind eine feste Größe geworden“, so Lücke-Weiß. Sie seien aber kein Ersatz für Planstellen, sondern seien unterstützend tätig. „Viele Aufgaben oder Aktionen könnten nicht mehr gemacht werden.“ Zudem würde der Zivildienst nicht als das kleinere Übel angesehen. „Die jungen Männer, die zu uns kommen, sind motiviert und bringen sich ein“, berichtete Lücke-Weiß.

Klöss stellte auf die Frage nach der Wehrgerechtigkeit heraus, dass die Anforderungen an junge Rekruten in den letzten Jahren gestiegen sind und der körperliche Zustand der jungen Männer oft zu nachträglichen Ausmusterungen führe. Klöss sprach von einem „sich entwickelnden Eigenleben“ einer Berufsarmee, die mit einem „gewissen Klientel“ behangen sei. Weiter stellte er die sozialen Aspekte des Wehrdienstes in den Vordergrund.

Diese unterstrich auch Schiewerling. „Die Bundeswehr ist nicht nur für den Verteidigungsfall da, sondern übernimmt auch andere Aufgaben und hat eine sozial-integrative Kraft“, so Schiewerling. Er sprach sich für den Erhalt der Wehrpflicht aus, da der Zivildienst an den Wehrdienst gekoppelt ist. „Wenn wir uns für eine Berufsarmee entschieden haben gibt es kein Zurück“, sagte Schiewerling.

Eine Entkoppelung des Zivildienstes vom Wehrdienst und eine Umstellung auf ein freiwilliges soziales Jahr seien nicht finanzierbar.