"Ernst der Lage noch nicht erkannt"

Kampf um Azubi aus dem Kosovo zieht mittlerweile große Kreise.

Wie Malermeister Thomas Adamiok und ein junger Mann aus dem Kosovo beruflich zusammenkommen können und es damit einen neuen Azubi im Malerhandwerk gibt, ist zwar weiter offen, doch zieht die unbefriedigende Situation mittlerweile große Kreise. Weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Nachdem die DZ berichtet hatte, dass Handwerkskammer und Deutsche Botschaft im Kosovo an die jeweils andere Stelle verweisen, suchten gestern Bürgermeister Carsten Hövekamp, der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann sowie Vertreter der CDU das Gespräch mit dem Dülmener Unternehmen und fanden dabei sehr deutliche Worte.

„Es kann nicht sein, dass immer Ping Pong gespielt wird und Sie der Leidtragende sind", betonte Marc Henrichmann, nachdem Thomas Adamiok und sein Sohn Christoph die Situation erklärt hatten. Sie sieht aktuell so aus, dass der potenzielle Azubi von der Deut- schen Botschaft keinen Aufenthaltstitel bekommt, solange die Handwerkskammer den Ausbildungsvertrag nicht eingetragen hat. Das macht sie aber erst dann, wenn der junge Mann einen Aufenthaltstitel bekommt.

Eine Situation, die beim gestrigen Gespräch für großes Erstaunen und viel Unverständnis sorgte. „Deutschland hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt", meinte Marc Henrichmann. „Das kann doch nicht der erste Fall dieser Art deutschlandweit sein", ergänzte Hendrik Clodius. Thomas Adamiok berichtete dann auch von einem anderen Unternehmen in der Stadt, dass eine ähnliche Ausgangssituation hatte, allerdings von der Botschaft in Malaysia unterstützt wurde. Aus Sicht von Christoph Adamiok sei das größte Problem dabei die mangelnde Zusammenarbeit von Behörden.

„Einer müsste den Knoten durchschlagen", betonte der CDU-Bundestagsabgeordnete, hatte aber verständlicherweise keinen konkre- ten Lösungsansatz. Er kündigte an, das Gespräch mit der Handwerkskammer in Münster suchen zu wollen.

Welche Folgen die aktuellen Vorgaben haben, zeigt sich gerade in Billerbeck. Über 20 Monate lang hatte sich der Geschäftsführer ei- nes traditionsreichen Unternehmens für Strumpfwaren und technische Textilien um Fachkräfte aus dem Ausland bemüht. Weil er am Ende erfolglos blieb, will er jetzt 30 Prozent der jährlichen Aufträge im europäischen Ausland produzieren lassen.